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Reine Provokation oder doch mehr?

AfD-Anfrage erinnert an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte

Porträt von Marco Bockholt
Marco Bockholt ist seit dem 2. Mai 2018 der Gesamtschwerbehindertenvertreter für den bremischen öffentlichen Dienst

Im März 2018 zeigte sich ein sich wiederholendes Prinzip der AFD im Bundestag: Provozieren und um jeden Preis Schlagzeilen machen!
Die AFD-Fraktion wollte im Rahmen einer Kleinen Anfrage von der Bundesregierung erfahren, wie sich die Zahl der Behinderten in Deutschland seit dem Jahr 2012 entwickelt habe, und zwar "insbesondere die durch Heirat innerhalb der Familie entstandenen". Daran schlossen die AfD-Bundestagsabgeordneten die Frage an, wie viele dieser Fälle einen Migrationshintergrund hätten.
Die AfD erkundigt sich zwar vordergründig nach der Zahl behinderter Menschen in Deutschland, versucht hierbei zugleich jedoch auch, in - aus meiner Sicht - menschenverachtender Art und Weise einen Zusammenhang von Inzucht, behinderten Kindern sowie Migrantinnen und Migranten herzustellen.
Das Bundesinnenministerium hat die Anfrage der AfD-Fraktion beantwortet (zusammengefasst): Daten zum Familienstand der Eltern von Kindern mit Behinderungen werden in der Statistik der Schwerbehinderten nicht erhoben. Bei mehr als 94 Prozent der schwerbehinderten Menschen handele es sich um Deutsche.
Bei der Art der Anfragestellung werden wir an dunkelste Zeiten der deutschen Geschichte erinnert, in denen Menschen mit Behinderung das Lebensrecht aberkannt wurde und die zu Hunderttausenden Opfer des Nationalsozialismus wurden.
Ich habe den Wunsch an die Kolleginnen und Kollegen, wachsam zu sein, bei ähnlichen Vorkommnissen und menschenverachtenden Äußerungen aus dem "rechten Lager" hier klare Kante zu zeigen und dem äußerst entschlossen entgegenzutreten!! Jeder von uns sollte sich immer bewusst sein, dass eine Behinderung jeden jederzeit (be-)treffen kann! Die wenigsten Behinderungen werden mit Geburt "erworben", sondern entstehen erst im Laufe des Lebensalters, dessen sollte sich jede(r) bewusst sein. Gesundheit ist ein Geschenk, aber keine Selbstverständlichkeit.

Marco Bockholt
Gesamtschwerbehindertenvertretung