Der Standortälteste ist nicht gut drauf. Unruhig stapft er durchs Büro. Es ist wieder „MUMM-Time“ und keine Idee weit und breit für ein MUMMpITZ. Schockschwere Not!
Doch da wäre vielleicht etwas, was ihn fasziniert. Mehrere Einzelfälle, die man ausbauen könnte.
Da war jüngst von einer Personalauswahl berichtet worden. So mit Personalberatern und den Geheimnissen der Personalauswahl auf höchstem Niveau. Da hatten die Personalberater sogar Tarnkappen auf. „Diese Verfahren sollte man noch veredeln, dann ist die Trefferquote höher“, sinniert der Standortälteste. Überall bei höchsten Stellenbesetzungen sollten sogenannten Headhunter (zu deutsch: Führungskräftekopfhinterherjäger) ausschwärmen und in den Chefetagen nach Spitzenmanagern Ausschau halten. Das ist so eine Art Brautwerbung, wobei die Bräute meist Bräutigame sind, weil Frauen in den Etagen nicht so breit gestreut sind. Gelockt wird nicht mit Brautsträußen und edlem Parfüm, sondern mit Fangmitteln, auf denen das Eurozeichen leuchtet. Die Werberei geschieht „undercover“ unter dem schönen Motto: Komm unter meine Decke und zwar auf immer und ewig.
Dann folgen die Auswahlverfahren unter Extrembedingungen: Mit bildwerfergestützten Dauerreferaten, mit Managementtests (Leute-an-der-Nase-Herumführung mit und ohne Leine rund um die Uhr unter praxisnahen Controlling-Bedingungen) und Kaffeezwangstrinken bis zum Umfallen. Und als Spezialeinlage veranstaltet man „interaktives Führungszeugnissuchen“ im Dunkeln mit Wunderkerzen. Zu guter Letzt krönt ein Wettstreit „sizilianischer Eiertanz auf Multimedia-Nachttischen vor Aufsichtsräten/Aufsichtsrätinnen“ das Auswahlverfahren. Ein echter Tabledance.
Aber es sind noch weitere Probleme, für die der Standortälteste die Lösungen gern „veredeln“ möchte. Das sind zum einen seine Tipps für die Gewinnung persönlicher Berater (altdeutsch: Adlatus/sinnen) als „Dauereinsteiger“ in den öffentlichen Dienst. Da sollte es einen Lehrgang geben, wo man lernt, wie man die Fische/innen heimlich, still und leise zunächst befristet an Land zieht, um sie dann ohne viel Umstand auf Dauer im Becken plätschern zu lassen und ihnen das Dasein als Sahnehäubchen mit Aufstieg zu versüßen. Dabei sollte erklärt werden, welchen Köder man am Besten verwendet und wie man ihn schwungvoll auf den Haken piekst. Es sollte auch geübt werden, wann Blinker in welcher Farbe angezeigt sind und wie man am geschicktesten die Rute „mit Schmackes“ auswirft. Das genaue Wissen, wie und wohin man die Angel halten muss und wie man am erfolgreichsten im Trüben fischt, müsste in einem „aufgewühlten“ Tümpel vermittels Rollenspiel geprobt werden.
Zu guter Letzt - so schlägt der Standortälteste vor - könnte man auch noch die Verfahren für wundersame Stundenaufstockungen bei Führungskräften „verschlanken“: Ein heimlicher Handschlag des/der Vorgesetzten mit Augenaufschlag womöglich im Hinterzimmer könnte ausreichen - so auf Ehre und Gewissen. Und immer schön den Personalrat außen vor lassen, denn: „Was der nicht weiß, macht ihn nicht heiß“, lautet schon eine uralte Bauernregel.
Erwartungsvoll und Zustimmung heischend blickt der Standortälteste in die Runde - aber niemand will bei seinen Vorschlägen „anbeißen“.
Schade eigentlich. So bleibt nur der schnöde Alltag.
Und die Hoffnung auf weitere schöne Einzelfälle.
Peter Garrelmann