[FETTGute Vorsätze für 2008]
Der Standortälteste hat die Seinen um sich versammelt. Thema: Gesünder Leben. „Ich habe dazu mal in einer Rede referiert“, berichtet er den staunenden KollegInnen.“ In der Verwaltungsschule vor den Lehrlingen. War ein mittelschweres Teil: Aber man hat ja Vorbildfunktion für die kommenden Generationen.“ unterstreicht er mit einer ausholenden Handbewegung. „Da hat man doch den Bock zum Gärtner gemacht.“ flüstert es aus der hinteren Ecke und der Standortälteste fühlt sich erkannt. „Na ja, es gab hier und da auch mal Ausrutscher, aber im Alter da wird man weise. Gut, ich habe mein Freischwimmen weitgehend im Stehen auf dem unter Wasser befindlichen Sockel des Beckenrandes gemacht. Und seit dem 13. Lebensjahr Zigaretten geraucht und die Juso-Sitzungen immer mit den Zigarren, die der Vater geschenkt erhielt und selbst nicht rauchte, vollgequalmt. Das war vielleicht nicht so toll. Aber jetzt: keinen Glimmstängel seit fast zwei Jahren! Das ist doch was. Und auf Drängen meiner Holden ein neues Alufahrrad seit gut einem Jahr. Leider habe ich bisher nur Zeit gefunden, es vom Geschäft bis nach Hause zu fahren. Dann stand es 6 Wochen im Wohnzimmer, weil in der Garage erst Platz gemacht werden musste. Aber ich arbeite dran. Noch im gleichen Jahr im Sonderangebot einen Fahrradträger erworben, der auf der Anhängerkupplung angebracht werden kann. Deshalb hat das neue Auto extra eine solche. Leider bisher keine Gelegenheit gefunden, den Träger zusammenzubauen. Ich arbeite dran.
Wir haben im letzten Jahr bei Pennyaldi diese langen „Wanderstöcker“ gekauft. Mit Buch als Bedienungsanleitung. Die Dinger liegen jetzt im Kofferraum unter der Abdeckung auf dem Reserverad. Bereit für den ersten Fronteinsatz. Ihr seht, ich arbeite dran. Schritt für Schritt.“ Sein Tonfall lässt einen gewissen Stolz erkennen. „Bei Deinem Tempo ist der Fahrradsattel abgerostet, bevor Du auf demselben zu Sitzen kommst“, bremst eine Kollegin seinen Stolz. Das macht den Standortältesten ärgerlich: „Man soll bei der Gesundheit seinem eigenem Chi folgen.
Und Obacht: Wenn alle Leute mit dem Gesünderleben übereilt vorgehen, kommt der Tag, an dem die Stimmung in der Politik umkippt und gegengesteuert wird. Dann werden die Rentenversicherer z.B. die Exraucher anschreiben und ihnen Probepäckchen mit Glimmstängeln mit eindeutigen Aufforderungen zuschicken und Erlebnisurlaube als Bonus anbieten:
„Skispringen für 80 Jährige“
„Wildwasserrennen bei den Niagara-Fällen“
“Auf den Spuren von Louis Trenker: Mit dem Rollator aufs Matterhorn“.
Und die Dicken kriegen Pralinen. Also gemach, gemach: Lasst uns alt werden ohne Übereifer.“
Und die Moral von der Geschichte: Der innere Schweinehund, wer kennt ihn nicht, ist mächtiger als wir denken, und er will immer lenken.
Peter Garrelmann