Manchmal auch gefährlich, immer abwechslungsreich, aber leider schlecht bezahlt: JustizwachtmeisterIn im Land- und Amtsgericht. [FETTMUMM] hat mit dem Kollegen Christian Tost ein Interview über seine Tätigkeit geführt.
[FETTWelche Voraussetzungen muss man als Justizwachtmeister mitbringen, welches sind die hauptsächlichen Aufgaben und wie ist die Bewertung?]
Voraussetzung ist ein Hauptschulabschluss oder eine abgeschlossene Ausbildung. Vor den Gerichtssitzungen erledigen wir, 36 KollegInnen aus Bremen und Bremerhaven (davon 6 Justizhelfer), den Postein- bzw. -ausgang des Landgerichts bzw. der Amtsgerichte sowie teilweise auch der Staatsanwaltschaft. Meist ab 9.00 Uhr beginnen die Gerichtsverhandlungen. Hierfür holen wir die inhaftierten Angeklagten aus der Tagesstation und begleiten und bewachen sie den gesamten Tag während der Verhandlungen. Jeden Tag besetzen wir die Personenkontrollen zu den Gebäuden und schließen nach dem Sitzungsende die Gerichtssäle ab. Die Besoldung beginnt bei A 4 und kann bis A 8 - als Gruppenleiter - gehen. Die Dienstkleidung wird uns gestellt, und sie muss auch getragen werden.
[FETTWelches sind die belastenden Momente der Tätigkeit und wie gehen Sie damit um?]
Es gibt immer wieder verbale Anfeindungen und Beleidigungen durch die Angeklagten oder aus dem Zuschauerraum. Gelegentlich unternehmen Angeklagte Fluchtversuche oder es gibt handgreifliche Auseinandersetzungen. Die Anwendung von unmittelbarem Zwang belastet sehr. Daneben kommt es häufig vor, dass wir durch lange Gerichtsverhandlungen und zu wenig Personal viele Mehrarbeitsstunden haben.
Ich musste lernen abzuschalten und den Ärger, den es trotz allen Verständnisses für die schwierige Situation der Angeklagten gibt, nicht in mein Privatleben mitzunehmen. Parallel verschaffe ich mir durch viel Sport die Möglichkeit zum Frustabbau und zu einer größeren Belastbarkeit und Fitness.
[FETTWelche Wünsche und Erwartungen haben Sie an die Arbeit?]
Wünschenswert wären mehr Fortbildungsmöglichkeiten (z. B. Deeskalation von schwierigen Situationen). Eine verbesserte berufliche Entwicklungsmöglichkeit und ein höheres Einkommen streben wir natürlich an. In Bremen sind die JustizwachtmeisterInnen die einzigen Beamtinnen und Beamten, die noch im einfachen Dienst arbeiten (ein/e Alleinstehende/r verdient aktuell ca. 1300,-- Euro netto und muss hiervon noch die Krankenversicherung bezahlen). Ich persönlich wünsche mir eine bessere personelle Ausstattung und von manchen mehr Achtung vor der Justiz und dem Staat.
[FETTVielen Dank für das Interview, wir wünschen Ihnen Erfolg und alles Gute.]
Bernd Krause
Elke Kosmal-Vöge