Um die Haushalte zu entlasten, will der Senat auch an den Verwaltungsgebäuden sparen. Deshalb befasst sich derzeit eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Ressorts mit der Festlegung von Gebäudekostenstandards. Angedacht ist, dass in den Haushalten zukünftig nur noch diese Standardbeträge zur Verfügung gestellt werden. Etwaige Überschreitungen müssten die Dienststellen dann aus anderen Mitteln bezahlen.
Wie der Begriff „Standard“ schon nahe legt, besteht dabei eine Tendenz, spezifische Bedarfe oder Besonderheiten auszublenden. Ein Stuhl, ein Tisch, ein Schrank, soviel passt in das Standardbüro. Wer besonders viele Aktenmeter griffbereit haben muss, hat unter Umständen Pech gehabt. Selbstredend gehören zum Standardbüro auch Standardverkehrsflächen. Breite Flure sind ein Luxus, den Bremen sich nicht mehr leisten kann, auch wenn hier die BürgerInnen warten, bis sie an der Reihe sind.
Nicht zuletzt arbeiten in den Standardbüros auch Standardbedienstete, nämlich „Vollzeitäquivalente“. Das heißt: Teilzeitbeschäftigte müssten sich einen Schreibtisch teilen. Es fragt sich, an welche Methode dabei gedacht ist. Eine Art Schichtdienst an wechselnden Arbeitsplätzen oder lieber gleich alle Möbel entsprechend durchsägen?
Unbeantwortet bleibt bisher auch die Frage, wo denn die den Standards entsprechenden Verwaltungsgebäude plötzlich herkommen sollen und was mit den nicht standardgerechten Einheiten passieren soll.
Ich denke, das Problem kann nur mit einem großen Wurf gelöst werden.
Wir haben die Airport City im Süden, die Überseestadt im Westen, den Technologiepark bei der Uni - uns fehlt noch eine Government-City. Schade, dass der Rückbau in Tenever schon so weit vorangeschritten ist. Die Wohnungen hätte man sicher gut umfunktionieren können. Alle Fenster, auch die in luftigen Höhen, hätten wir öffnen können, und sogar einige Raucherbalkone hätte es gegeben.
Aber im Büropark Oberneuland stehen noch reichlich Flächen zur Verfügung. Da kann Bremen einen gigantischen Komplex mit Standardbüros hinbauen lassen - nur das Pentagon wäre größer. Damit würden wir auch Vorreiter beim Thema One-Stop-Government*: Nur eine einzige
Bushaltestelle für die gesamte bremische Verwaltung.
Für die bisher über die Stadt verstreut liegenden Büros und Gebäude werden sich sicher schnell kommerzielle Nachnutzungen finden lassen. Besonders für den Innenstadtbereich sind wir da ganz optimistisch. Schließlich ist das Shopping-Erlebnis erst dann richtig schön, wenn man dabei garantiert nichts mit lästigen Behördengängen zu tun hat.
Auch das Rathaus muss dann geräumt werden: keine Standardbüros, keine Standardverkehrsfläche und daher unbezahlbar. Die Senatskanzlei zieht an den Stadtrand.
Doch das Rathaus sieht einer glamourösen Zukunft als Stätte zahlreicher Events entgegen. Bahn frei für Dieter Bohlen!
Burkhard Winsemann
* Managementchinesisch für das Anbieten vielfältiger Verwaltungsleistungen aus einer Hand