Wenn erwachsene Menschen das Gefühl haben, mit ihren Problemen nicht mehr fertig werden zu können, kommen sie zum Fachdienst Soziales im Amt für Soziale Dienste (AfSD). Die SozialpädagogInnen und SachbearbeiterInnen hier helfen Menschen bei der Bewältigung schwierigster Lebenssituationen. Diese Menschen kommen wegen Problemen mit ihrer Wohnung, ihren Finanzen, ihrer Gesundheit, auf Grund ihres Alters.
Ihnen und ihren Sorgen gerecht zu werden, gelingt jedoch immer seltener. Seit Mitte der 80er Jahre wird das Personal gekürzt. Ergebnis ist eine hohe Arbeitsbelastung. Die Lage ist durch viele Erkrankungen enorm angespannt. Teilweise ist kein funktionierender Dienst aufrecht zu erhalten. Hinzu kommt, dass die Hilfemöglichkeiten durch Pauschalisierung und reduzierte Hilfsangebote der Freien Träger deutlich verringert sind.
Die Interessen von erwachsenen Menschen finden bei der Bildung der politischen Prioritäten in Bremen so gut wie keine Berücksichtigung. Daher unterliegt dieser Bereich seit so vielen Jahren so hohen Personalkürzungsvorgaben.
Welche Zukunft der Fachdienst hat, wird durch einen Brief der Amtsleitung deutlich. Mit Bezug auf die Haushaltssituation und das PEP (Personalentwicklungsprogramm) verweist sie darauf, dass Personalmehrbedarfe auf unabsehbare Zeit politisch nicht realisiert werden können und noch weitere Einsparungen zu erbringen sind. Aus dieser politischen Beschlusslage entwickelt sie ein Angebot an die Beschäftigten in einem Prozess, ihre Arbeit kritisch zu hinterfragen. Ziel soll sein, den Personaleinsatz in einigen Bereichen zu begrenzen oder zu reduzieren, soweit die Leistungseinschränkungen rechtlich vertretbar sind.
Die MitarbeiterInnen können nicht mehr. Seit 25 Jahren haben sie viele Untersuchungen über sich ergehen lassen. Sie fordern seit langem eine Reduzierung und Veränderung der Aufgaben. Ihre sinnvollen Hinweise, wie die Arbeit verbessert werden kann, wurden nicht umgesetzt.
Parallel bringen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen viele Schwierigkeiten. Der Altersdurchschnitt der Gesellschaft erhöht sich rapide. Mit dem demografischen Wandel sind viele Probleme im Zusammenhang mit häuslicher Hilfe, Pflege und Altersarmut verbunden. Immer mehr Menschen benötigen Hilfe bei der Entwicklung neuer Lebensperspektiven. Entscheidende Fragen wären: Wo sind die fachlichen Visionen für die Aufgaben der Zukunft? Wie sollen gute Dienstleistungen für erwachsene BürgerInnen aussehen? Was bedeutet der demografische Wandel für die Aufgaben des AfSD? Wie viel Personal brauchen wir für diese wichtigen Aufgaben?
Die örtlichen Interessenvertretungen kritisieren, dass eine Beteiligung im Vorfeld kaum stattgefunden hat und dass es keine Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe gibt.
Diese Fragen müssen beantwortet werden: Wie sind die Kolleginnen bei diesem Prozess abgesichert? Wann gibt es eine funktionierende Personalentwicklung? Welche Auswirkungen ergeben sich auf die Arbeit und die Leistungen für die BürgerInnen? Welche Rahmenbedingungen hat die zukünftige Arbeit?
Wichtige Voraussetzungen für einen guten Entwicklungsprozess fehlen noch. Erst wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen gesichert sind, kann eine fachliche Arbeit im Sinne der Beschäftigten und der BürgerInnen wieder entstehen.
Burckhard Radtke