Die Werkstatt Bremen beschäftigt 1.800 Menschen mit Behinderungen. Sie arbeiten in der Lohnfertigung, d.h. sie verpacken, etikettieren, fertigen für Daimler etc.. Sie erbringen Dienstleistungen für die Werkstatt Bremen oder für Externe, wie z.B. Küche, Reinigung oder Bürotätigkeiten. Und sie stellen die schönen Produkte her, die man aus den Verkaufsläden der Werkstatt Bremen kennt: die exklusiven Senatskonfitüren, den Senatskaffee und -tee, Holzspielzeug oder Kerzen.
Insgesamt 330 Angestellte der Werkstatt Bremen sorgen dafür, dass den behinderten Menschen eine echte Teilhabe an gesellschaftlich anerkannter Arbeit möglich gemacht wird. Dazu werden sie sehr persönlich und individuell, je nach ihren Fähigkeiten, von 160 Fachkräften der Arbeits- und Berufsförderung und 45 Personen des Sozial- und Begleitdienstes unterstützt. Unterstützung wird auf sehr unterschiedliche Weise geleistet: Arbeitsvorgänge in geeigneter Weise aufgliedern, Arbeitshilfen bauen, Mut machen, Geduld haben, auch kleine Schritte loben, Verständnis haben und Anerkennung zeigen.
Die Fachkräfte betreuen in ihren Bereichen Arbeit nach Maßstäben des Qualitätsmanagements und haben vielerlei Kontakte mit Auftraggebern. Teil des Arbeitsauftrags ist auch die Persönlichkeitsförderung. Das beinhaltet Zielgruppen anbieten, Gruppen- und Einzelgespräche führen, Qualifizierungsmaßnahmen planen und Bildungsurlaube durchführen. Während des Streiks von Mai bis Juli machten auch wir auf die gestiegenen alltäglichen Anforderungen im Sozial- und Begleitdienst aufmerksam. Gemeinsam streikten wir für eine höhere Anerkennung dieser umfassenden qualifizierten Arbeit. Für unsere Kolleginnen in der Wohnbetreuung und in der Verwaltung gilt die gleiche Arbeitssituation. Vor zehn Jahren sorgten sie noch für 1.430 Menschen mit Behinderungen. Auch hier hat eine deutliche Arbeitsverdichtung stattgefunden.
Menschen mit Behinderungen nehmen auf diese Weise teil am Arbeitsprozess. Die Rahmenbedingungen sind anders als auf dem regulären Arbeitsmarkt. Aus guten Gründen: Die Menschen hier in der Werkstatt Bremen brauchen individuelle Förderung und Unterstützung. Hinzu kommt, dass ein Viertel von ihnen seelisch behindert ist und Arbeitsdruck nur bedingt aushalten kann. Echte integrative Angebote auf dem regulären Arbeitsmarkt gibt es hingegen kaum. Kein Wunder, dort geht es um Schnelligkeit, dort geht es um Gewinn.
Hier in der Werkstatt hingegen geht es darum, die ökonomischen Anforderungen und die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Menschen miteinander in Einklang zu bringen. Die Werkstatt Bremen ist eine der größten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. Ein Abbau von Werkstattplätzen würde viele der behinderten Menschen der völligen Perspektivlosigkeit aussetzen.
Saskia Coenraats (Frauenbeauftragte Werkstatt Bremen)
Daniela Rodriguez (Personalrat Werkstatt Bremen)