Der Standortälteste i. R. kommt nicht zur Ruhe. Jüngst tauchte er mal wieder aus der Versenkung auf und teilte gestenreich seine Erleichterung mit: „Da müsst ihr dem Gesetzgeber ja auf Knien danken für seine Weitsicht, dass er vor Jahrzehnten das Personalvertretungsgesetz eingeführt hat, sonst wärt ihr jetzt alle Betriebsräte,“ verkündete er den versammelten Personalräten „und die öffentliche Verwaltung wäre demzufolge betriebsratsverseucht.“
„Hör bloß auf,“ regt sich ein Kollege auf, „die Erfinder dieser grässlichen Wortschöpfung sind Bosse aus einem Baumarkt. Was die da wohl am Betriebsrat vorbei mit ihren Beschäftig-ten machen wollen? Aber keine Sorge, betriebsratsverseucht wurde zum Unwort des Jahres erklärt, und das zu Recht! Da danken wir der Jury für ihre Auswahl!“
„Aber mal ehrlich“, gibt der Standortälteste i. R. zu bedenken, „die Betriebsrats- und Personalrats-Zunft ist ja auch nicht ohne. Sie rührt überall herum, will nicht nur mitreden und mitmachen, sondern sogar mitbestimmen und Forderungen für die Kolleginnen und Kollegen durchsetzen. Und dabei werden sie schon mal widerborstig gegen die Pläne der Obrigkeit. Das ist doch lästig! Kein Wunder, dass versierte Firmenlenker unwirsch werden.“
„Und dann greift man zur Seuchenbekämpfung, um die Betriebsräte loszuwerden - oder wie?“ fragt eine Kollegin empört. „Zwangsimpfungen gegen Betriebsräte oder gleich alle keulen lassen?“
„Wie soll denn sonst der Dax gesichert werden“? ereifert sich der Standortälteste. „Die Bosse sind doch ganz arme Zeitgenossen und handeln quasi in Notwehr, das muss doch jeder einsehen.“
„Da haben wir als Personalräte ja richtig Glück“, mischt sich eine alte Personalratshäsin ein, „dass wir nicht der Seuchenbekämpfung zum Opfer fallen sollen. Wär auch schade drum. Wer sollte sich sonst stark machen für die Kolleginnen und Kollegen?“
Peter Garrelmann