Urlaubszeit. Entspannt liege ich am Ostseestrand und lasse mir eine frische Meeresbrise um die Nase wehen. Mir geht’s so richtig gut. Viel besser als denen, über die die Illustrierte schreibt.
Die armen Reichen und Schönen, die dazu verdammt sind, in der Gluthitze der Costa del Sol zu brutzeln. Die Fotos der Paparazzi beweisen, wie freudlos deren Leben ist: Schweißgebadet sitzen sie in Bars und müssen schon am hellichten Tag Cocktails schlürfen. Nur die robusteren unter ihnen halten bis zum Nachtleben durch. Die anderen verkriechen sich in ihre persönlichen Immobilienblasen, wo sie sich vom Hauspersonal Luft zufächeln lassen.
Für Kühlung sorgen ansonsten nur Tränen. Die fließen reichlich: Der Wind weht Rauchschwaden von brennenden Wäldern herüber. Die Regionalregierung kann nicht einmal mehr die Feuerwehrleute bezahlen, geschweige denn das Löschwasser.
Noch schlimmer ist allerdings, was man im Wirtschaftsteil der Zeitung zu lesen kriegt. Zum Beispiel, dass die Dividenden 2011 nur um magere 5,1 % gestiegen sind. Das ist ja kaum mehr als die Tarifabschlüsse der Beschäftigten. Der direkte Weg in die Verarmung wird auch durch den World Wealth Report bestätigt: Die Zahl der Millionäre in Deutschland ist erneut gestiegen, auf beinahe eine Million. Man ist nicht mehr unter sich. Und dann immer wieder diese Forderungen, die Vermögenden sollten an den Kosten der Krisenbewältigung beteiligt werden! Das ist doch alles nur Neid!
Nur dann und wann huscht den armen Reichen ein Lächeln über das Gesicht, beim Blick auf den Kurszettel. Heute hat das Depot wieder um den Wert eines standesgemäßen Autos zugelegt, gestern war es sogar eine Villa in Hamburg-Pöseldorf. Geschenke aus Griechenland und Spanien. Dankeschön!
Burkhard Winsemann
Eine einmalige Vermögensabgabe, mit der die Reichsten an den Kosten der Finanzkrise beteiligt werden, ist verfassungsgemäß. Das ergibt ein Gutachten des Rechtswissenschaftlers Prof. Dr. Joachim Wieland von der Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer, das im Auftrag von ver.di und der Hans-Böckler-Stiftung entstand.
Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske begrüßt das. Es sei nur angemessen und gerecht, "wenn diejenigen, deren Vermögen im Zuge der Bankenrettung durch den Staat mit Steuergeld gesichert wurden, jetzt ihren Beitrag zum Abbau der Verschuldung leisten."
Die von ver.di geforderte Millionärsabgabe würde die rund 780.000 reichsten BürgerInnen der Bundesrepublik betreffen, das eine Prozent der Bevölkerung, das ein Drittel des Nettovermögens besitzt. "Es sollten diejenigen für die Krise zahlen, die es sich leisten können – und nicht die Schwächsten", so Frank Bsirske.