Ich war schon aufgeregt, wie mein erster Streik so sein wird. Bis jetzt habe ich Streiks nur im Fernsehen gesehen. Jetzt war ich live dabei. Aber ein wenig mulmig war mir auch, denn nicht alle Demonstrationen laufen immer friedlich ab.
Ich war sehr überrascht darüber, welche Wirkung so viele Menschen auf die Umwelt haben können. Ganze Straßen wurden mehrere Minuten lahmgelegt. Alle Blicke waren auf uns, die Streikenden, gerichtet. Wir bekamen große Aufmerksamkeit. Überall war die Polizei, die für die Sicherheit sorgte.
Der erste Stopp des Streikzuges war bei der Senatorin für Finanzen. Dort wurde laut verkündet, wie unzufrieden alle ArbeitnehmerInnen des öffentlichen Dienstes mit der jetzigen Situation sind. Doch von der Senatorin für Finanzen gab es keinen Kommentar.
Durch Gebrüll, laute Pfiffe und laute Musik haben wir unseren Unmut kundgetan. Leider wurde an diesem Tag mit dem Streik nichts erreicht.
Darum ging es auf nach Hannover.
Mein zweiter Warnstreik der Tarif- und Besoldungsrunde der Länder. Die Forderungen blieben gleich: Mehr Lohn, mehr Urlaub und eine Übernahme nach der Ausbildung. Doch diesmal waren aus ganz Norddeutschland Streikende da. Mit Bussen wurden wir nach Hannover gebracht.
Alle Busse sammelten sich auf dem großen Schützenplatz vor dem Stadion in Hannover. Nachdem ich aus meinem Bus ausgestiegen bin, musste ich mich erst einmal zurechtfinden unter den ganzen Streikenden. Die meisten waren auffällig durch Warnwesten gekleidet. Sie waren mit Fahnen ausgestattet oder mit Plakaten, welche die Forderungen mit Hilfe von Bildern oder Sätzen genau auf den Punkt brachten.
Nun machten sich Tausende von Streikenden auf den Weg zum Finanzministerium in Hannover. Dort fand die Kundgebung statt. Es war mindestens doppelt so laut wie bei der Kundgebung in Bremen. Ich fand das ganze Umfeld dort viel mitreißender. Die Reden waren eindrucksvoller, auch weil der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske sprach.
Nach der Kundgebung ging es dann zurück zu den Bussen und wieder ab nach Hause. Rückblickend war ich froh, an beiden Streiks teilgenommen zu haben und dass ich mich selber für meine Forderungen eingesetzt habe.
Am 8. und 9. März 2013 fanden dann die Tarifverhandlungen statt. Das Tarifergebnis für die Auszubildenden: 27 Tage Urlaub, ab dem 1. Januar 2013 50 € monatlich und ab dem
1. Januar 2014 2,95 % mehr Lohn und eine für ein Jahr befristete Übernahme nach Beendigung der Ausbildung.
Die Warnstreiks haben sich gelohnt!
Mandy Paulawitz
Auszubildende Kauffrau für
Bürokommunikation