Wenn man einen Bremer Politiker anspricht, sind die ersten Worte, die man reflexartig hört, Bremen ist pleite, Schuldenbremse und Stabilitätsrat. Selbst dann, wenn man einfach nur über das Wetter sprechen möchte. Nicht jedoch in diesen Tagen, es ist Wahlkampfzeit. Die Stimmung ist gut und die Erfolge der letzten 4 Jahre stimmen optimistisch. Trotz aller Einsparungen soll unsere Stadt lebens- und liebenswert bleiben, hören wir immer wieder von führenden Politikern. Woran erkenne ich eigentlich eine lebens- und liebenswerte Stadt? Ganz sicher auch an den Dienstleistungen des Öffentlichen Dienstes. Doch wie lebenswert ist eine Stadt, in der die Feuerwehr später als in anderen Städten kommt? Die personellen Einsparungen in der gesamten öffentlichen Verwaltung in Bremen haben dazu geführt, dass auch die Feuerwehr mit weniger Personal zum Einsatz fährt. Da es nicht genügend Feuerwachen in Bremen gibt und deren Standorte heute nicht mehr so gut passen, bekommt die Feuerwehr einfach mehr Fahrzeit eingeräumt, um am Einsatzort einzutreffen. Im Grunde ist das ein unmöglicher Zustand. Die Gewerkschaft ver.di als auch der Personalrat der Bremer Feuerwehr fordern daher seit Jahren mehr Personal. Doch wieviel Personal braucht eine Feuerwehr damit sie erfolgreich funktioniert? "Unsere Forderungen gehen nicht über die Forderungen der deutschen Feuerwehrchefs hinaus!", so Bernd Bauer, Personalratsvorsitzender der Bremer Feuerwehr und ver.di-Mann. Die Branddirektoren in Deutschland haben sich zusammengeschlossen und eine wissenschaftlich fundierte Empfehlung darüber abgegeben, in welcher Zeit wie viele Feuerwehrleute mindestens am Einsatzort eintreffen müssen, damit die Wiederbelebung eines Menschen noch möglich ist. Die Fachleute sprechen hier auch von der "Reanimationsgrenze". Der Kern der Forderung: 10 Feuerwehrleute in 8 Minuten. Bremen muss sparen und hat daraus 8 Feuerwehrleute in 10 Minuten gemacht. Tatsächlich werden im entsprechenden Senatsbeschluss Kostengründe angeführt. Ein weiterer Punkt lässt aufhorchen. In Bremen wird die vorgegebene Zeit nicht ab Eingang des Notrufs gemessen, sondern erst wenn die Lösch- und Rettungsfahrzeuge los gefahren sind. Das erhöht das Zeitfenster ein weiteres Mal oder suggeriert, dass in Bremen zwar 10 Minuten gelten, aber der überwiegende Teil der Einsatzorte innerhalb der bundesweiten Empfehlung erreicht wird. Ja, wenn so der Bremer Haushalt saniert werden soll, ist das sicher keine Politik zugunsten der Bremer Bürgerinnen und Bürger. Hoffentlich erkennt das auch die Politik. Erste kleine Anzeichen scheint es zu geben. "Es besteht Handlungsnotwendigkeit!", so Jens Böhrnsen, "Wenn der Staat seine elementaren Schutzaufgaben nicht wahrnehmen kann ist er seiner Verantwortung nicht gerecht geworden."
Lars Hartwig