Bremen leistet sich die schlechteste Bezahlung in der sozialen Arbeit bundesweit. Die Beschäftigten werden nach Entgeltgruppe 9 im Ländertarif bezahlt. Alle anderen Kommunen bezahlen nach dem besser bewerteten Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Hamburg als Stadtstaat wendet zwar ebenfalls den Tarifvertrag der Länder an, gruppiert die Kolleginnen und Kollegen in der sozialen Arbeit allerdings besser ein.
Deshalb fordern die Beschäftigten im Amt für Soziale Dienste die politisch Verantwortlichen auf, auch in Bremen für eine gerechte Bezahlung zu sorgen.
Selbst innerhalb unseres Bundeslandes gibt es die groteske Situation, dass es einen Unterschied macht, ob man als Sozialarbeiter oder Sozialarbeiterin in Bremen oder in Bremerhaven arbeitet. Denn Bremerhaven wendet den besseren TVöD an. Die Unterschiede belaufen sich zum Teil auf mehrere hundert Euro.
Das empfinden alle als unfair.
Schon seit vielen Jahren weisen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Amt für Soziale Dienste auf die stetig wachsenden fachlichen Anforderungen hin. Die hohe Verantwortung der Beschäftigten für die vielen menschlichen Schicksale und Lebenssituationen ihrer Klientinnen und Klienten ist stark belastend und erfordert einen ununterbrochenen individuellen Einsatz.
Die hohe Bedeutung der Sozialarbeit, die enormen Belastungen und die unabdingbare Wertschätzung haben überall dazu geführt, diese Leistung durch eine verbesserte Bezahlung auszudrücken. Lediglich in Bremen drücken sich die Verantwortlichen um die Anerkennung herum. Die von der Senatorin für Soziales gewährte monatliche Zulage ist hierfür kein vollständiger Ersatz.
Ein besonderes Gefühl des Zusammenhalts und der gemeinsamen Stärke hat es allen Kolleginnen und Kollegen gegeben, als 130 Beschäftigte des Amtes für Soziale Dienste auf den Rängen der Bremischen Bürgerschaft einer Debatte um ihre Bezahlung verfolgen konnten. Leider haben es die politisch Verantwortlichen versäumt, ein klares Signal für eine verbesserte Bezahlung zu setzen. Auch wenn dieses Ziel noch nicht erreicht wurde, ist uns allen deutlich, dass diese Auseinandersetzung in jedem Fall fortgeführt werden wird.
Auch die Personalversammlung des Amtes für Soziale Dienste am 2. Dezember 2015 wurde dafür genutzt. Durch viele Beiträge der betroffenen Kolleginnen und Kollegen wurde der Senatorin verdeutlicht, dass das Berufsbild aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sozialen Diensten in Bremen finanziell attraktiver werden muss.
Die Beschäftigten des Amtes für Soziale Dienste werden viele Gelegenheiten kreativ nutzen und auf diesen Missstand aufmerksam machen. Diese Bewegung wird fortgesetzt, bis mit Gewerkschaft und Personalrat eine angemessene Bezahlung vereinbart wird.
Von alleine wird sich nichts verändern, im Amt für Soziale Dienste genauso wenig wie bei den anderen "benachbarten" Berufsgruppen in der sozialen Arbeit, den Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern, den Erzieherinnen und Erziehern sowie den Altenpflegerinnen und Altenpflegern.
"Hoch beansprucht - schlecht bezahlt" - so darf Soziale Arbeit nicht länger aussehen!
Burckhard Radtke