Was denken die Beschäftigten im bremischen öffentlichen Dienst über ihre Arbeit und über ihre Arbeitgeberin? Antworten auf diese Fragen sollte eine Umfrage bei den Beschäftigten geben, die 2014 durch die Universität Bremen durchgeführt wurde.
Seit Februar 2016 liegen die Ergebnisse dieser Befragung vor.
Eines der auffälligsten Ergebnisse der Befragung ist das Missverhältnis zwischen der starken Identifikation der Beschäftigten mit ihrer Arbeit einerseits und ihrer geringeren Identifikation mit der Arbeitgeberin Freie Hansestadt Bremen andererseits. Zurückzuführen ist dies auf kritische Bewertungen der Arbeits- und Entgeltbedingungen, der Wahrnehmung von Führungsverantwortung auf allen Ebenen und der Wertschätzung, die den Beschäftigten und ihrer Arbeit entgegengebracht wird.
Fast die Hälfte der Befragten sieht in der Freien Hansestadt Bremen generell keine sehr gute Arbeitgeberin. Auch im Vergleich mit privatwirtschaftlichen Arbeitgebern fallen die Antworten nur geringfügig positiver aus. Nur 39 Prozent finden, dass die Freie Hansestadt Bremen viel unternimmt, um eine sehr gute Arbeitgeberin zu sein. Auffällig ist dabei, dass die Befragungsteilnehmer und -teilnehmerinnen in hohen Leitungspositionen ein deutlich kritischeres Arbeitgeberbild haben als die Beschäftigten insgesamt.
Erschreckend viele Beschäftigte (44,5 Prozent) sehen den bremischen öffentlichen Dienst daher für junge Menschen als nicht attraktiv an. Dies ist ein ernstzunehmendes Warnsignal, dass die Nachwuchsgewinnung langfristig gefährdet sein könnte.
Bei der Bewertung der Arbeitsbedingungen sticht ein Bereich positiv heraus: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird von einer großen Mehrheit der Beschäftigten des bremischen öffentlichen Dienstes positiv bewertet. Es kann angenommen werden, dass dies besonders für weibliche Beschäftigte von großer Bedeutung ist. Auch dadurch kann erklärt werden, dass deren Arbeitszufriedenheit insgesamt signifikant höher ausfällt als die der männlichen Kollegen.
Deutlich kritischer bewertet werden von den Beschäftigten dagegen die folgenden Bereiche.
Gesundheitsförderung: Der hierfür seit nunmehr mehr als sechs Jahren durch eine Dienstvereinbarung geschaffene Rahmen wird von den Dienststellen bisher höchst unterschiedlich ausgefüllt.
Mitarbeiter-Vorgesetzten-Gespräch: Der Gesamtpersonalrat hofft, dass mit der Umsetzung der Dienstvereinbarung über Jahresgespräche Verbesserungen erreicht werden.
Aufstiegs-, Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten: Diese bleiben sehr deutlich hinter den Erwartungen der Beschäftigten zurück.
Beteiligung an Veränderungsprozessen: Die dazu bestehende Dienstvereinbarung wird leider noch nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit umgesetzt.
Für die meisten Beschäftigten des bremischen öffentlichen Dienstes spielt es eine große Rolle, dass sie mit ihrer Arbeit anderen Menschen helfen können und etwas Nützliches für die Gesellschaft tun. Umso verheerender wirkt es vor diesem Hintergrund, wenn rund 60 Prozent der Beschäftigten der Meinung sind, dass Politik und oberste Leitungsebene kein positives Bild des öffentlichen Dienstes in der Öffentlichkeit vermitteln. Die zu geringe Anerkennung ist, zusammen mit dem Verhalten von Vorgesetzten, eine entscheidende Einflussgröße, die die Arbeitszufriedenheit bestimmt.
Insgesamt geben rund zwei Drittel der Beschäftigten an, sich durch ihre Arbeit belastet zu fühlen, 10 Prozent sogar sehr stark. Maßgebliche Einflussfaktoren sind dabei die stetig wachsende Arbeitsmenge sowie der Zeitdruck bei der Aufgabenerledigung. Die hohe Belastung steht damit in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem nun schon seit Jahrzehnten andauernden Personalabbau im bremischen öffentlichen Dienst.
Besonders ausgeprägt betrifft dies Beschäftigte über 55 Jahre. Dies ist ein deutlicher Hinweis, dass die Bemühungen um alternsgerechte Arbeitsplätze verstärkt werden müssen.
Die finanziellen Rahmenbedingungen für den öffentlichen Dienst werden von den Beschäftigten sehr negativ beurteilt. Mehr als drei Viertel verneinen, dass die Finanzausstattung ausreichend ist. Ein ebenso großer Anteil ist der Auffassung, dass es keine weiteren Einsparmöglichkeiten mehr gebe. Vier Fünftel der Beschäftigten (80 Prozent) widersprechen der Aussage, der öffentliche Dienst sei trotz Personaleinsparungen leistungsfähig.
Auch die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen halten die Beschäftigten mehrheitlich nicht für einen geeigneten Weg, um Dienstleistungen besser oder kostengünstiger zu erbringen. Im Gegenteil sind mehr als 80 Prozent dafür, bestimmte, in der Vergangenheit privatisierte Dienstleistungen zu rekommunalisieren.
Weitere interessante Ergebnisse gibt es mit Blick auf die unterschiedlichen Statusgruppen und Personalgruppen.
Was passiert jetzt mit den Ergebnissen?
Der Gesamtpersonalrat und die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes haben die Durchführung der Befragung seinerzeit unterstützt, um aus den Ergebnissen konkrete Verbesserungen für die Beschäftigten ableiten zu können. Die Bewertung der Ergebnisse soll im Herbst gemeinsam mit der Arbeitgeberseite erfolgen. Die Senatorin für Finanzen bereitet derzeit eine entsprechende Konferenz vor. Eine Rückkopplung von Verbesserungsvorschlägen an die Beschäftigten soll noch in diesem Jahr erfolgen. Wir werden weiter berichten.
Doris Hülsmeier
"Der öffentliche Dienst im Umbruch? Selbstverständnis öffentlich Beschäftigter und Arbeitgeberbild. Das Beispiel der Freien Hansestadt Bremen"
Rundschreiben des Gesamtpersonalrats Nr. 4/2016 http://www.gpr.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen57.c.16696.de