MUMM: Was hat dich zur Ausbildung zum Mikrotechnologen bewogen?
Niclas Schwarz: Schon in der Schule hatte ich ein besonderes Interesse am naturwissenschaftlichen Bereich. Insbesondere die Fächer Mathematik und Physik interessierten mich. Nach der Schule hatte ich erst überlegt zu studieren, wovon mir jedoch meine Familie abgeraten hat. Bei meiner Suche nach einem dualen Ausbildungsplatz stieß ich dann auf die Internetseite der Universität Bremen. Ich wusste nicht, dass die Uni auch ausbildet. So habe ich den Beruf des Mikrotechnologen entdeckt und mich dann auch prompt beworben. Für diese Ausbildung ist insbesondere ein grundlegendes Interesse an den Naturwissenschaften und der Mathematik wichtig. Auch Chemie ist ein wichtiger Baustein in dieser Ausbildung. Da dachte ich: Das passt!
MUMM: Was ist die Aufgabe eines Mikrotechnologen, und woran arbeitet er?
Niclas Schwarz: Die Aufgabe und die damit verbundene Arbeit eines Mikrotechnologen ist die Entwicklung von Sensoren für Produkte wie CPUs, Airbags und das elektronische Stabilitätsprogramm ESP in PKWs. Auch hinter jeder Drucktechnik steckt ein Sensor, der von Mikrotechnologen entwickelt wurde. Drucktechnik meint beispielsweise den Knopf der Kaffeemaschine oder des PCs im Büro.
MUMM: Welche Bereiche hast du schon durchlaufen und welche kommen noch?
Niclas Schwarz: Durchlaufen habe ich bereits die Bereiche Fotolithografie,
Nasschemie, Galvanik, Kathodenzerstäubung und Aufbau- und Verbindungstechnik.
MUMM: Was ist denn unter Fotolithografie zu verstehen?
Niclas Schwarz: Man hat ein zu behandelndes Material (Substrat) wie zum Beispiel ein Wafer. Ein Wafer ist eine Siliziumscheibe, die aussieht wie eine CD. Auf diesen Wafer wird eine Art Lack, der sehr lichtempfindlich ist, aufgebracht. Dieser Lack wird dann belichtet und entwickelt. Durch das Entwickeln wird dann der Lack von den Stellen des Wafers entfernt, an dem er nicht benötigt wird. Silizium wird aus Quarzsand gewonnen. Die Silizium-Wafer werden uns angeliefert und kosten unbehandelt circa 13 Euro pro Stück.
MUMM: Welchen Bereich fandest du besonders spannend?
Niclas Schwarz: Am spannendsten fand ich den Prozess hinter der Kathodenzerstäubung. Auf ein Substrat wie beispielsweise den Wafer wird mit Hilfe von hohen Spannungen Gas und unter Vakuum Metall aufgebracht. Mit Hilfe dieser Kathodenzerstäubung können verschiedenste Metalle wie beispielsweise Gold, Platin, Kupfer, Titan, Chrom und Aluminium in unterschiedlichen Dicken aufgebracht werden.
MUMM: Wie läuft es an der Berufsschule in Itzehoe?
Niclas Schwarz: Den Unterricht finde ich persönlich deutlich besser als den Unterricht während meiner Schulzeit am Gymnasium. Die Berufsschule in Itzehoe ist eine von nur einer Handvoll Berufsschulen in ganz Deutschland, die die für diese Ausbildung notwendige Theorie vermittelt. Sie zeichnet sich durch engagierte Lehrkräfte, kleine Klassen und einer hervorragenden Ausstattung aus. Die Schule findet im Blockunterricht statt. Während der Schulblöcke bin ich in einer Berufsschul-WG untergebracht, was auch sehr gut ist. Ich bin übrigens derzeit der einzige Auszubildende in Bremen im Beruf "Mikrotechnologin/Mikrotechnologe" - ein echter Exot also!
MUMM: Wie fühlst du dich vom Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) betreut?
Niclas Schwarz: Die für mich zuständige Ausbildungsbeauftragte beim AFZ besucht mich regelmäßig. Da es in meiner Ausbildung bisher durchweg „rund“ läuft, gibt es von meiner Seite darüber hinaus keinen besonderen Gesprächsbedarf.
MUMM: Was sind deine Pläne für die Zeit nach der Ausbildung?
Niclas Schwarz: Nach meiner Ausbildung werde ich wohl Elektrotechnik mit Schwerpunkt Mikrotechnik/Mikrosensorik studieren.
MUMM: Wäre es auch möglich, nach erfolgreichem Abschluss deiner Ausbildung an der Universität Bremen übernommen zu werden?
Niclas Schwarz: Im Prinzip schon, aber ich glaube, die Chance darauf ist eher gering.
MUMM: Was ist dein Fazit zur Berufswahl?
Niclas Schwarz: Wer nicht nur Büroarbeit machen möchte, eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit sucht und sich für Naturwissenschaften interessiert, der sollte auf jeden Fall einen Blick auf diesen Ausbildungsberuf wagen. Ich bin zufrieden.
MUMM: Danke für den Einblick und toi toi toi für deine Zukunft.
Das Interview führte Ilija Niekamp, Ausbildungspersonalrat