Für die Arbeitgeber waren unsere gewerkschaftlichen Forderungen Teufelszeug. In der Höhe nicht bezahlbar, und die Mindestbetragsforderung war aus ihrer Sicht total falsch. Nicht bei den unteren und mittleren Einkommensgruppen sollten nach Auffassung der Arbeitgeber die Akzente gesetzt werden, sondern oben bei den höheren und hohen Einkommen. Den unterschiedlichen Zielen konnten die Gewerkschaften und die öffentlichen Arbeitgeber von Bund und Kommunen in der Tarifrunde 2018 für den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) mit der kompletten Überarbeitung der Tabellenwerte gerecht werden. Alle Berufseinsteiger_innen fangen nun mit deutlich verbesserten Einstiegsentgelten an, untere Entgeltgruppen wurden überproportional angehoben, und auch in den höheren Entgeltgruppen konnten Akzente gesetzt werden.
Die Tabellenentgelte werden in drei Schritten erhöht, und zwar ab 1. März 2018, zum 1. April 2019 und zum 1. März 2020. Die Tabellenerhöhungen fallen für alle Entgeltgruppen und Stufen unterschiedlich aus. Kein Tabellenwert wird insgesamt um weniger als 175 Euro erhöht, das Gesamtvolumen über alle Entgeltgruppen beträgt rund 7,5 % bei einer Mindestlaufzeit bis zum 31. August 2020. Die Beschäftigten in den Entgeltgruppen 1 bis 6, S 2 bis S 4 sowie P 5 und P 6 erhalten zusätzlich eine Einmalzahlung von 250 Euro (Teilzeitbeschäftigte anteilig). Die Entgelte für Auszubildende sowie Praktikant_innen werden zum
01.03. 2018 um 50 Euro und zum 01.03.2019 um weitere 50 Euro erhöht.
Die Auszubildenden in praxisintegrierten Ausbildungsgängen zur Erzieherin/zum Erzieher nach landesrechtlicher Regelung werden ab dem 1. März 2018 in den Geltungsbereich des Tarifvertrags für Auszubildende des öffentlichen Dienstes (TVAöD) einbezogen. Da Bremen dieses Jahr in die praxisintegrierte Ausbildung einsteigt, ist das ein sehr wichtiger Erfolg für die Zukunft. Für die Auszubildenden in dualen Studiengängen werden entsprechende Verhandlungen nach dem Abschluss der Tarifverhandlungen aufgenommen. Hier werden wir in Bremen klären müssen, wie die entsprechende Tarifierung auch auf den TV-L Bereich übertragbar ist.
Mit dem Gesamtvolumen von ca. 7,5 % bei 30 Monaten Laufzeit haben wir auch im Vergleich zu anderen Tarifabschlüssen ein gutes Tarifergebnis erzielt. Alle Ergebnisse zusammen genommen machen den vorliegenden Tarifabschluss zu einem, der sich sehen lassen kann. Diesen Abschluss konnten wir nur erreichen, weil sich viele Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben und Dienststellen aktiv eingebracht haben und wir so den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen konnten.
Ingo Tebje