Unsere neue Mobilitätssenatorin hat es gar nicht so leicht. Denn sie wohnt in Bremen-Nord und muss ja auch irgendwie zur Arbeit kommen. Sie muss sich dazu, wie viele, viele Beschäftigte - in und außerhalb des öffentlichen Dienstes - den Widrigkeiten stellen, die die Überwindung der natürlichen Grenze zwischen Bremen und Bremen-Nord, der Lesum, mit sich bringt.
Dass die Kapazität der Autobahn von einem Tag auf den anderen halbiert wurde, hat zwar handfeste - bzw. gerade nicht so feste - technische Gründe, passt aber andererseits auch gut zu den klima- und verkehrspolitischen Zielen der neuen
Koalition. Von der Entwicklung des Schienenverkehrs zwischen Vegesack und Hauptbahnhof kann man das dagegen nicht sagen. Sicher davon ausgehen, dass ein Zug fährt, kann man dort nicht. Sicher ausgehen kann man nur davon, dass man unfreiwillig ein Kuschelerlebnis bekommt, wenn mal ein Zug fährt. Denn er fährt nur mit halber Wagenzahl.
Nachdem das beauftragte Eisenbahnunternehmen es bisher vorgezogen hat, empfindliche Vertragsstrafen zu zahlen statt sich um ausreichend Personal für den Betrieb zu kümmern, ist die Hoffnung auf Besserung nicht allzu groß. Alternative Verkehrsmittel werden dringend gesucht.
Machen wir doch aus einer Idee, die zunächst vielfach milde belächelt wurde, einen großartigen Plan. Bauen wir eine Seilbahn durch die Überseestadt und dann weiter bis nach Vegesack. Bei möglichst direkter Trassenführung verliefe diese übrigens über das Gelände des Stahlwerks und könnte damit dessen ÖPNV-Anbindung entscheidend verbessern. Bevor die Seilbahn in einem idyllischen, sanften Bogen die Überseestadt erschließt, geht es noch mitten durch Gröpelingen, wo unsere Layouterin Elke direkt vom Balkon im 4. Stock zusteigen kann. (Anmerkung von Elke: Juchu!)
Man könnte das Kabel freilich auch etwas tiefer hängen. Erklärtes Ziel der neuen Koalition ist ja die Stärkung des Radverkehrs. Doch Bremen-Nord ist weit, und nicht jede und jeder ist ein Supersportler und möchte heroisch gegen die bevorstehenden Herbststürme anstrampeln. Mit einer Oberleitung für E-Bikes kann Bremen hier neue, Körperkräfte und Akkukapazitäten schonende Maßstäbe setzen. Auch eine zusätzliche Lesumquerung kann ohne großen Aufwand eingerichtet werden. Benötigt werden nur zwei Rampen, bei deren Befahren die Oberleitung dem Motor nochmal (wahlweise mit oder ohne 12-Zylinder-Gebrüll) "ordentlich Bums" gibt - schon ist man rübergehüpft.
Für die sportlich Ambitionierteren hätten wir aber noch einen anderen Vorschlag. Stand-up-paddling auf der Weser. Stromaufwärts empfehlen wir, mit Tidenunterstützung zu fahren. Eine tidengerechte Modifikation der gleitenden Arbeitszeit, die so genannte schwappende Arbeitszeit, haben wir bereits in Vorbereitung.
Burkhard Winsemann