Mit der Straßenbahnlinie 6 komme ich direkt auf den Campus der Universität Bremen. An der Haltestelle Universität/ Zentralbereich befindet sich das Studentenhaus. Ich bin neugierig zu erfahren, unter welchen Arbeitsbedingungen die Kolleginnen und Kollegen des Studierendenwerks Bremen ihre Jobs erledigen. Also kurz durch die gläserne Halle, rein ins Studierendenwerk, vorbei am BAföG-Amt, hoch in die 1. Etage. Dort bin ich verabredet mit dem Personalratsvorsitzenden Markus Schüring und seiner Stellvertreterin Ulrike Endemann. Die beiden berichten ausführlich und lebendig von den Aufgaben und der Arbeit im Studierendenwerk. Man merkt sofort, die beiden sind überzeugte Interessenvertreter. Und sie sind stolz auf die Leistungen ihrer Kolleginnen und Kollegen:
Insgesamt arbeiten 237 Kolleginnen und 86 Kollegen aus 11 Nationen im Studierendenwerk Bremen. Wow, mit dieser Vielfalt und auch Aufgabenbreite habe ich nicht gerechnet. Finanziert werden die Aufgaben durch Einnahmen aus Mensen, Cafeterien und Wohnheimen, aus studentischen Beiträgen sowie aus Zuschüssen des Landes. Bevor wir die Uni-Mensa besichtigen, berichtet Markus aus der Personalratsarbeit. "Ich bin richtig glücklich über den Abschluss der Bremer Erklärung für faire Beschäftigungsbedingungen." Hiermit sei ein wirksames Instrument gegen die Praxis der befristeten Arbeitsverträge geschaffen worden. Die Entwicklung im Personalbereich beurteilt er derzeit ganz positiv. Gleichzeitig führen die Anforderungen aus dem Dienstbetrieb zu Herausforderungen und Problemen bei den Kolleginnen und Kollegen. So führen die Belastungsspitzen in der Zeit von 11-15 Uhr in den Mensen zu Teilzeitverträgen mit täglichen Arbeitszeiten von 4-6 Stunden. Hiervon sind überwiegend Frauen betroffen. Die Vereinbarkeit von Familien und Beruf ist angesichts fehlenden Kinderbetreuungsplätzen ebenfalls eine große Herausforderung für die Beschäftigten.
Angesichts der Zeit machen wir uns auf den Weg in die Mensa. Natürlich gehen wir nicht durch den Haupteingang, sondern nehmen den täglichen Weg der Kolleginnen und Kollegen durch den Keller. Gleich hinter der Tür heißt es für uns erst einmal aus hygienischen Gründen entsprechende Einweg-Schutzkleidung überzuziehen. Markus zieht sich als Koch und Teamleiter selbstverständlich seine übliche Arbeitskleidung an. Nun geht es durch die Warenannahme und verschiedene Lager- und Kühlräume. Meine Befürchtungen, im Schockfroster bei -40 °C eingesperrt zu werden, wurden gleich mit Hinweis auf Notöffnungen und Notrufanlagen entkräftet. (Vielleicht lese ich doch zu viele Krimis.) Weiter geht es durch die Fleischerei und Salatküche in die eigentliche Großküche. Überall herrscht emsiges Treiben. Es werden Arbeitsflächen und Gerätschaften gereinigt, Zutaten in riesigen Behältern transportiert, Reis abgefüllt, Hähnchen gegart, Pommes in der Durchlauffritteuse gegart, und, und, und. Hier ist alles aufeinander abgestimmt, hier geht alles Hand in Hand. Wir werden vom Betriebsleiter, Herrn Osterloh freundlich begrüßt. Er erläutert uns, dass sich eine just-in-Time-Produktion von Speisen in gleichbleibender hoher Qualität nur umsetzten lässt, wenn im Betrieb ein freundlicher Umgangston und ein kollegiales Miteinander gelebt werden und die Aufgaben klar verteilt sind.
Die Arbeitsbelastungen sind an den Bratpfannen, Kesseln und Fritteusen mit Hitze, Lärm, Gerüchen und Feuchtigkeit entsprechend hoch. Auch die Essenausgaben ist voll durchorganisiert. Die Kolleginnen haben alles im Blick und sorgen für ständigen Nachschub. In der Spülküche und in der Geschirrrückgabe erledigen eingespielte Teams die Reinigungsarbeiten. Die automatisierte Spülanlage schafft 30 Tabletts pro Minute. Hier zischt, plätschert und klappert es an jeder Ecke. Das Tragen von Gehörschutz ist an diesem Arbeitsplatz Pflicht. Die Kolleginnen beheben Störungen in Sekundenschnelle, damit es keinen Rückstau an der Geschirrrückgabe gibt.
Alle Kolleginnen und Kollegen der Mensa erledigen ihre Aufgaben mit hoher Konzentration und Schnelligkeit und sind total nett. Kurz gesagt, sie machen einen super Job!
Damit geht die Besichtigung zu Ende. Vielleicht habe ich mal die Gelegenheit die anderen Aufgabenbereiche des Studierendenwerks zu besichtigen. Sie sind genauso bedeutsam und auch bestimmt so interessant.
Andreas Strassemeier