Das Projekt “Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage” hat in diesem Schuljahr sein 25jähriges Jubiläum. Es beschäftigt sich gleichermaßen mit Diskriminierung aufgrund der Religion, der sozialen Herkunft, des Geschlechts, körperlicher Merkmale, der politischen Weltanschauung und der sexuellen Orientierung. Darüber hinaus wendet es sich gegen alle totalitären und demokratiegefährdenden Ideologien. Das Projekt gibt es seit 20 Jahren auch in Bremen. Die Landeszentrale für politische Bildung gehört zur Senatorin für Kinder und Bildung. Linda Blöchl, zuständige Referentin und Landeskoordinatorin, hat sich - trotz der vielen Arbeit zur Bundestagswahl 2021 - Zeit für ein MUMM-Interview genommen.
MUMM: Hallo Linda! Warum gibt es das Projekt ”Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage"?
Linda Blöchl: Im Jahr 1995, als das Courage-Netzwerk gegründet wurde, dominierten rechtsextreme Jugendszenen ganze Regionen. Ein gewalttätiger Rassismus in Mölln, Solingen, Hoyerswerda und anderswo erschütterten Deutschland. Eine zentrale Frage wurde aufgeworfen: Wollen wir in einem Land leben, wo die Lebensperspektiven davon abhängen, wo man herkommt und wie man aussieht oder in einem, in dem die Menschenrechte für alle gelten? Das Projekt zielt auf eine diskriminierungssensible und rassismuskritische Schulkultur sowie auf ein dauerhaftes Engagement der Schüler:innen, Lehrer:innen und Mitarbeiter:innen gegen Rassismus, Antisemitismus und Homophobie. Schulen und Kooperationspartner, die sich dem Netzwerk anschließen, wollen sich damals wie heute gegen Ungleichwertigkeit engagieren.
MUMM: Wie viele Schulen sind derzeit bundesweit beteiligt und wie viele davon im Land Bremen?
Linda Blöchl: Dem bundesweiten Netzwerk gehören 3.432 Schulen an. 42 Schulen aus dem Land Bremen, davon sechs aus Bremerhaven, sind bisher beigetreten. Drei weitere haben die Voraussetzungen zur Aufnahme erfüllt, aber noch keine Titelverleihung feiern können. Das Bremer Netzwerk ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen.
MUMM: Wie ist das Projekt ausgestattet? Stehen Veränderungen an?
Linda Blöchl: Als Landeskoordinatorin bin ich für alle Anliegen rund um das Netzwerk in Bremen verantwortlich. Die Aufgaben sind Teil meiner Arbeit als Referentin in der Landeszentrale. Bei der Kommunikation mit den Schulen und bei der Durchführung von Angeboten werde ich von den Kolleg:innen unserer Einrichtung unterstützt. Damit das dauerhafte Engagement an den Schulen erhalten bleibt und die Unterstützung durch uns der Nachfrage gerecht werden kann, müssen wir - vergleichbar der Struktur in anderen Bundesländern - eine regionale Betreuungsebene aufbauen beziehungsweise eigene Ressourcen innerhalb der Landeszentrale verstärken.
MUMM: Gibt es Kooperationen mit außerschulischen Partnern oder Dienststellen?
Linda Blöchl: Zum Courage-Netzwerk gehören lokale Netzwerkpartner aus der Bremer und Bremerhavener Jugend- und Erwachsenenbildung, die ihr Wissen und ihre Expertise in Projekttagen, auf Landestreffen oder Fortbildungen einbringen. Auch mit dem Landesinstitut für Schule Bremen arbeiten wir zusammen. Für all dieses Engagement sind wir sehr dankbar.
MUMM: Wie sieht eure Bremer Zukunftsplanung aus und gibt es Wünsche?
Linda Blöchl: Wir werden einen Teil unserer Fortbildungsangebote in digitale Formate überführen und unseren zwanzigsten Geburtstag für das kommende Schuljahr 2021/22 vorbereiten. Entsprechend der gestiegenen Nachfrage und mit Blick auf die Aktualität des Themas wünschen wir uns natürlich eine ausreichende Finanzierung.
MUMM: Rassismus ist nicht nur in Schulen ein Thema. Mit Blick auf den restlichen öffentlichen Dienst kam die Frage auf, ob man das Projekt auch auf Behörden übertragen könnte?
Linda Blöchl: Dieses Projekt ist speziell für Schüler:innen und alle weiteren Schulmitglieder. Hier müsste tatsächlich für Behörden etwas neu gedacht und ins Leben gerufen werden.
MUMM: Schade. Dann werden wir versuchen, Ideen für ein neues Projekt zu sammeln. Danke für deine Informationen zum Projekt und weiter gutes Gelingen.
Das Interview mit Linda Blöchl führte Andreas Rabenstein.