Es gibt Jugendliche und Auszubildende, die Menschen des gleichen Geschlechts lieben oder merken, dass sie eine andere Identität haben, als die ihnen bei Geburt zugeteilte. Vielleicht sagst du über dich: Ich bin ein Mann. Oder du fühlst dich als eine Frau. Oder als beides. Oder dein Selbsterleben ist dazwischen oder verändert sich. Oder du weißt ganz genau: Ich bin weder noch. Wie Menschen sich geschlechtlich erleben und präsentieren, ist sehr unterschiedlich. Als QUEER bezeichnen sich alle Menschen, die sich nicht als heterosexuell identifizieren.
Uns als Jugend- und Auszubildendenvertretung ist es wichtig, dass auch mit queeren Lebensweisen respektvoll umgegangen wird. Wir wissen, wie es sich anfühlt, sich in der Ausbildung nicht zu trauen, über so persönliche Themen zu sprechen. Wir fragten uns: Wen können Jugendliche und Auszubildende ansprechen, wenn sie hierzu Hilfe oder Unterstützung brauchen? Wir recherchierten und kamen so auf die „Queere Jugend“ im Rat&Tat-Zentrum Bremen.
Das Rat&Tat-Zentrum ist ein gemeinnütziger Verein. Es gibt ihn bereits seit 1982, und er befindet sich zentral im Bremer Viertel. Die Mitarbeitenden verstehen sich als Interessenvertretung queerer Lebensweisen. Wir haben bei der „Queeren Jugend“ nachgefragt, welche Erfahrungen sie oder andere in der Ausbildung machen. Sie erzählten uns, dass es oft keine offensichtlichen Probleme gibt, ihre Sexualität dennoch immer unterschwellig ein Thema ist. Durch Unwissenheit und Vorurteile kommt es oft zu unangenehmen Gesprächen, Stigmatisierungen, Ablehnung oder gar zu Verletzungen durch homophobe und diskriminierende Äußerungen. Heterosexuelle gehen überwiegend davon aus, dass ihr Gegenüber auch heterosexuell ist. Sie sind nicht sensibel im Umgang mit der Vielfalt queerer Lebensweisen. Sie nehmen ihre Äußerungen oft nicht als verletzend wahr, teilweise ist es ihnen sogar egal. Dadurch werden oft Grenzen zum Privatleben überschritten und der Respekt vor queeren Menschen fehlt. Als Auszubildende:r in einem Abhängigkeitsverhältnis hat man Angst, wenn man Fragen von Ausbilder:innen oder Kolleg:innen über die sexuelle Orientierung oder Beziehung - die Heterosexuellen gegenüber so nicht gestellt werden würden - nicht beantworten will. Viele befürchten negative Auswirkungen bei einer Beurteilung oder Prüfungssituation. Das macht uns betroffen, denn wer queer lebt, ist nicht außergewöhnlich, sondern ein Teil unserer vielfältigen Gesellschaft.
Das Bundesverfassungsgericht hat mit Beschluss vom 10. Oktober 2017 den Schutz der Geschlechtsidentität - unter dem Oberbegriff sexuelle Identität - im Allgemeinen Gleichstellungsgesetz (AGG) gestärkt.
Politik und Verwaltung sollte die Vielfalt von sexuellen Geschlechtsidentitäten mehr kommunizieren und sichtbarer machen. Die gendersensible Sprache muss überall umgesetzt sowie die Amtssprache und Gesetzestexte verändert werden, die Broschüre des Senators für Finanzen bietet dazu gute Hilfestellungen. Beim Thema Öffentlichkeitsarbeit sollte darauf geachtet werden, statt der klassischen „heteronormen Musterfamilie“ auch eine „Regenbogenfamilie“ zu zeigen. Zudem sollten Ausbilder:innen und Lehrer:innen Fortbildungen zum Thema sexuelle Vielfalt besuchen. Auch das Rat&Tat-Zentrum (www.ratundtat-bremen.de) bietet hierzu Workshops an.
Wir, die Jugend- und Auszubildendenvertretung beim Gesamtpersonalrat, wollen mit diesem Artikel zum Thema Queer etwas aufklären. Gerne könnt ihr euch bei Fragen direkt an die „Queere Jugend“ wenden.
Chiara Zander, Anna Bothor, Simon Arnold
Jugend- und Auszubildendenvertretung im Gesamtpersonalrat (JAV)
jav(at)gpr.bremen.de
Queere Jugend im Rat&Tat-Zentrum für queeres Leben e.V.
Theodor-Körner-Straße 1
28203 Bremen
E-Mail:queere_jugend(at)ratundtatbremen.de