Ist die Freie Hansestadt Bremen eine attraktive Arbeitgeberin? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Unsere Arbeitgeberin, die Freie Hansestadt Bremen, verweist auf die sicheren Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst und hält sich damit für attraktiv. Eine andere Sprache sprechen die Bewerber:innenzahlen für Ausbildungs- und duale Studienplätze: Bereits seit einigen Jahren fällt es schwer in ausreichendem Umfang geeignete Auszubildende und dual Studierende zu finden. Sichere Arbeitsplätze sind offensichtlich kein ausreichender Grund für Bewerber:innen, sich dauerhaft für die Freie Hansestadt Bremen zu interessieren.
Die Kolleg:innen, die im Mittelteil dieser MUMM zu Wort kommen, schätzen ihre Arbeit und die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze dagegen hoch ein. Auch die Fortbildungsmöglichkeiten und die durch die Gewerkschaften erkämpften tariflichen Leistungen, wie Jahressonderzahlungen und die betriebliche Altersvorsorge, werden sehr positiv bewertet. Das ist erstmal gut.
Zu den benannten Schattenseiten gehören unter anderem die zu geringe Bezahlung, die nur bedingte Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die mangelnden Aufstockungsmöglichkeiten bei nicht auskömmlichen Teilzeitstellen.
Deutlich kritisieren einige Kolleg:innen zudem die unzulängliche Technikunterstützung für ihre Arbeit. Bremen rühmt sich Vorreiter bei der Digitalisierung zu sein, und gleichzeitig gibt es Dienststellen, in denen unsere Kolleg:innen mit einer IT-Ausstattung arbeiten müssen, die mehr belastet als entlastet? Das kann ja wohl nicht angehen. Da scheint etwas gründlich schiefzulaufen.
Das Ansehen, das „Image“, des öffentlichen Dienstes in der Öffentlichkeit dürfte ein weiterer Attraktivitätsfaktor sein: Wie werden die Arbeitsplätze im bremischen öffentlichen Dienst in all ihrer Vielfalt wahrgenommen?
Die Hoffnung, dass sich die öffentliche Haltung gegenüber den Beschäftigten der Freien Hansestadt Bremen zum Besseren ändern würde, hat sich leider auch in der Coronazeit nicht erfüllt: Abwertende Leserbriefe sowie verbale und körperliche Angriffe, denen sich die Kolleg:innen der Polizei, Feuerwehr, Schulen, Bürgerämter, Justiz und allen anderen Bereichen alltäglich ausgesetzt sehen - attraktiv ist das wahrlich nicht.
Für gute moderne Arbeitsbedingungen gibt es auch in anderer Hinsicht Luft nach oben. Die Bedürfnisse der Beschäftigten haben sich geändert: Mehr Flexibilität ist ein Wunsch bei allen Beschäftigten. Dafür sollten Freiräume geschaffen werden.
Der Gesamtpersonalrat macht sich für attraktive Arbeitsbedingungen im bremischen öffentlichen Dienst stark. Unsere Dienstvereinbarungen mit dem Senator für Finanzen verankern wichtige Rahmenbedingungen beispielsweise für Jahresgespräche oder Gesundheitsförderung, Fortbildungen oder Arbeitszeitregelungen. Sie müssen vor Ort von den Kolleg:innen und ihren Interessenvertretungen mit Leben gefüllt werden.
Lebensarbeitszeitkonten aber sind, so wie der Senat sie jetzt für die Beamt:innen beschlossen hat, nicht attraktiv. Die Bedenken der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und der Personalräte wurden nicht beachtet. Es wäre besser gewesen, mit dem Gesamtpersonalrat eine Lösung zu erarbeiten, die für die Beschäftigten gesunderhaltende und vorteilhafte Perspektiven bietet.
Derzeit verhandelt der Gesamtpersonalrat mit dem Senator für Finanzen über eine Dienstvereinbarung zum ortsflexiblen Arbeiten. Unser Ziel ist, dass den Beschäftigten mit geeigneten Arbeitstätigkeiten auch nach Corona umfassende gesundheitsgerechte Möglichkeiten zum Arbeiten von zu Hause aus eingeräumt werden. Wir sehen mit Sorge, dass in einigen Bereichen Schutzregelungen ausgehebelt und den Beschäftigten die (Folge-)Kosten aufgehalst werden. Mit einer übergreifenden Regelung wollen wir sicherstellen, dass die Kolleg:innen weiterhin von zu Hause aus arbeiten dürfen, ohne sich gezwungen zu sehen, auf Arbeits- und Gesundheitsschutz und Kostenbeteiligung am häuslichen Arbeitsplatz zu verzichten. Ebenso darf keine:r gezwungen werden, von zu Hause aus zu arbeiten.
Sichere Arbeitsplätze – überzeugt das allein für den öffentlichen Dienst? Unsere Erfahrungen sagen nein. Angesichts des Fachkräftemangels bieten inzwischen auch andere Arbeitgeber sichere Arbeitsplätze. Die Frage, was attraktiv für potentielle Bewerber:innen und die Beschäftigten ist, kann nur gemeinsam mit ihnen und ihren Interessenvertretungen - den Gewerkschaften, den Personalräten, dem Gesamtpersonalrat - beantwortet werden.
Doris Hülsmeier