Sehr geehrter Staatsrat Dr. Hagen, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte heute - stellvertretend für den Ausbildungspersonalrat der dual Studierenden - zwei große Probleme, die sich hauptsächlich auf den dualen Studiengang Public Administration (DSPA) beziehen, ansprechen: Zum einen die fehlende Planungssicherheit für Studierende und zum anderen die erschwerte Kommunikation mit dem Arbeitgeber und der Hochschule.
Das Studium wurde als Voll- und Teilzeitstudium ausgeschrieben, aber die Realität sieht anders aus! Laut der Hochschule Bremen (HSB) ist Teilzeit gar nicht möglich. Man hält dort an einer veralteten Verordnung fest, die Teilzeit für DSPA-Studierende nicht vorsieht. An einer neuen Verordnung wird wohl bereits gearbeitet, allerdings hat für das kommende 4. Semester die Praxisphase bereits begonnen. Dabei gibt es Studierende, die einen Antrag auf Teilzeit an das Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) gestellt hatten. Es befinden sich also derzeit Studierende nur mit einer mündlichen Zusage in Teilzeit in den Dienststellen. Schriftlich haben sie nichts, da ihr Antrag noch nicht vom AFZ bearbeitet wurde. Diese Studierenden haben auch Angst davor zu erkranken. Da sie bereits auf Antrag in Teilzeit arbeiten, müssen sie nun noch befürchten, dass am Ende die Stunden für die Laufbahnbefähigung nicht ausreichen könnten oder schlicht und ergreifend die HSB die Praxisphase nicht als bestanden anerkennt. Dabei will keiner etwas geschenkt. Es gibt die Bereitschaft, Stunden zum Beispiel im März 2023 nachzuarbeiten und so nach offiziellem Praxisende einen Monat dranzuhängen. Aber auch hierzu werden keine verbindlichen Aussagen vom AFZ getroffen.
Studierenden wurde Sonderurlaub während der Ferienzeiten zugesagt, doch jetzt sollen dies Einzelfallentscheidungen sein. Es herrscht eine große Verunsicherung unter den betroffenen Studierenden. Eine Ferienbetreuung müsste von studierenden Eltern rechtzeitig geplant und organisiert werden. Dazu werden verbindliche Aussagen benötigt, die wir vom AFZ nicht erhalten. Dann hieß es, dass zwischen Weihnachten und Neujahr die meisten Dienststellen wie auch die HSB geschlossen seien und Studierende zu der Zeit nicht arbeiten müssen. Das genaue Gegenteil ist eingetroffen. In Absprache mit dem Senator für Finanzen kam eine E-Mail vom AFZ, dass wir doch zwischen den Jahren arbeiten müssen. Auch hier wird es nun wieder Betreuungsengpässe bei den Eltern unter den Studierenden geben.
Mit diesem Druck und Stress kann niemand ohne Urlaub sechs Monate am Stück arbeiten. Wenn den Studierenden wie bereits den Beschäftigten „Mobiles Arbeiten“ ermöglicht werden könnte, wäre dies nicht die Lösung für die Probleme, aber schon eine kleine Erleichterung.
Noch kurz zur erschwerten Kommunikation: Bei der Kommunikation mit dem AFZ fehlt es stellenweise an Verbindlichkeit. Mit der Kommunikation zur HSB gibt es ein großes Problem. Es gibt keine oder nur eine geringe Erreichbarkeit verbunden mit langen Wartezeiten. Dies führt dann zu Organisationsproblemen zum Beispiel bei der Kinderbetreuung. Termine werden oft kurzfristig bekannt gegeben. Das AFZ und die HSB widersprechen sich häufig, was zu Verwirrung unter den Studierenden führt.
Wir als APR-Dual fragen uns: Warum wurde das Studium in Voll- und Teilzeit ausgeschrieben, wenn Teilzeit weder von der HSB noch vom AFZ umgesetzt wird? Warum werden keine verlässlichen Aussagen getroffen, die den Studierenden Planungssicherheit geben? Warum wird uns unser gesetzlicher Urlaubsanspruch genommen und damit auch die Möglichkeit, Ferienzeiten ohne Kinderbetreuung zu überbrücken? Warum werden die Studierenden anders als alle anderen Mitarbeiter:innen der Freien Hansestadt Bremen behandelt?
Die ausgeschriebene Möglichkeit von Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat für viele Bewerber:innen den Studiengang erst attraktiv gemacht. Familienfreundlichkeit sieht jedoch anders aus. Unsere Verwaltung ist bunt gemischt und so sind es auch unsere dual Studierenden. Dies ist so gewünscht und gern gesehen, aber gleichzeitig werden genau diesen Studierenden jetzt Steine in den Weg gelegt.
Die Enttäuschung und Verzweiflung ist teilweise so groß, dass Betroffene einen Abbruch des Studiums in Erwägung ziehen. Durch diesen Umgang mit den dual Studierenden verliert Bremen als Arbeitgeber sehr an Attraktivität und der Fachkräftemangel lässt sich nicht beheben.