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Zukunftschance Ausbildung feiert Jubiläum

Bremer Ausbildungsprogramm sichert erfolgreich Fachkräfte

Sandra von Atens schaut hinter einem Werbeaufsteller des Programms Zukunftschance Ausbildung hervor

Im Zuge des Arabischen Frühlings Ende 2010 lehnten sich einige arabische Völker in der Hoffnung auf eine Demokratisierung gegen autoritäre Regime auf. Infolge dieser Unruhen begann eine Fluchtbewegung von Menschen aus Nordafrika und dem Nahen Osten, auch nach Europa. Die Bundesrepublik Deutschland nahm viele Migrant:innen auf. Aus diesem Kontext initiierte der Bremer Senat 2014 das Ausbildungsprogramm „Zukunftschance Ausbildung“, mit dessen Durchführung das Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) des Senators für Finanzen betraut wurde. EQ-Bewerber:innen werden nach erfolgreicher Auswahl für eine 12monatige Einstiegsqualifizierung (EQ) zur Vorbereitung der anschließenden Berufsausbildung eingestellt. Über 800 junge Menschen aus über 60 Nationen sind in den letzten 10 Jahren diesen Weg der beruflichen Integration in Bremen gegangen. Dieses Jubiläum nimmt MUMM zum Anlass, um mit der Programmverantwortlichen beim AFZ, Sandra von Atens, zu sprechen.
MUMM: Warum ist die EQ im Rahmen des Programms „Zukunftschance Ausbildung“ vorteilhaft?
Sandra von Atens: Neben dem Besuch der Berufsschule und der praktischen Ausbildung im Betrieb oder der Dienststelle gibt es flankierende Deutschkurse. Weitere Angebote wie beispielsweise Grundkenntnisse in Mathematik, Grundlagen Wirtschaft und Politik und „Lernen lernen“ werden unterstützend angeboten. Das EQ-Team im AFZ ist eng an den Teilnehmenden dran. Alle beraten zu allen Themen und Fragen rund um die Berufsausbildung. Insbesondere die Sozialpädagog:innen helfen individuell bei persönlichen Krisen und Fragen zum Familienalltag, zur Gesundheit, zu Finanzen oder zum Aufenthalt sowie beim Verstehen und Ausfüllen von Anträgen. Das zusammen macht das Bremer Ausbildungsprogramm deutschlandweit so besonders.
MUMM: Was macht die Diversität der vielen Teilnehmenden aus?
Sandra von Atens: Durch die Begleitung der Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern und Kulturen haben wir vielfältige Werte und Denkweisen kennen-, verstehen und schätzen gelernt. Es wird deutlich, wie sehr das Umfeld, in dem man aufwächst, die Denk- und Verhaltensweisen prägt. Jede:r entwickelt Lösungsstrategien, auf die man bei Herausforderungen zurückgreifen kann. Was jedoch in einer Kultur eine Lösung ist, könnte in einer anderen eher als Problem wahrgenommen werden. Das Hineinversetzen in das Gegenüber, Feedback geben und Feedback annehmen spielen eine große Rolle für ein gelingendes Miteinander.
MUMM: Wie ist die Arbeit im EQ-Team beim AFZ?
Sandra von Atens: Unsere Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Wir haben Kontakte zu Menschen, die ihre Sozialisation, Schul- und Arbeitsbiographie in anderen Ländern erfahren haben, was herausfordernd und bereichernd in einem ist. Wir kooperieren mit Dienststellen der bremischen Verwaltung und Betrieben der Privatwirtschaft. So schauen wir immer über unseren „Tellerrand“ und bündeln Kompetenzen. Das EQ-Team im AFZ ist auch sehr divers. Wir schätzen die eigene Vielfalt in Bezug auf berufliche Hintergründe und Erfahrungen, Fähigkeiten und Stärken, Religionen und Kultur. Dies stärkt und bereichert die Zusammenarbeit, insbesondere unsere Kreativität und innovative Denkweise.
MUMM: Was wünschen Sie sich für die nächsten 10 Jahre?
Sandra von Atens: Mit Blick auf die aktuellen Migrationsbewegungen und um jungen Bremer:innen den Weg in den Beruf zu erleichtern, bleibt das Programm nach wie vor alternativlos. Die Erkenntnisse auf Basis von durchgeführten Evaluationen wurden integriert und das Programm beständig weiterentwickelt. Ich wünsche mir Verstetigung und weiter große Offenheit von Betrieben und Dienststellen, sich auf die unterschiedlichen Bewerber:innen einzulassen. Eine Berufsausbildung ist DIE Basis für eine gute Zukunft, die gesellschaftliche Anerkennung und sichert Fachkräfte.
MUMM: Danke. Der Gesamtpersonalrat gratuliert dem EQ-Team im AFZ zu 10 Jahren „Zukunftschance Ausbildung“!

Das Interview führte Ivonne Weihnold